Beratung - Mittagsschlaf und Power Napping
Unser Bio-Rhythmus und der Mittagsschlaf
Unser ganzes Leben ist Rhythmus, ist Tanz, ist Auf und Ab. Der Rhythmus zwischen
Schlaf und Wachsein ist ein circadianer Rhythmus, weil sich seine Periode
einheitlich über einen Tag erstreckt. Inzwischen ist wissenschaftlich belegt,
dass wir – völlig unabhängig von unserem Lebenswandel und unseren Einstellungen
- nicht nur in der Nacht eine verstärkte Einschlafneigung zeigen sondern auch
während der Mittagszeit. Doch ist die Schlaflatenz am Mittag nicht ganz so stark
wie in der Nacht.
Dass wir in der Zeit zwischen 13 und 15 Uhr nicht so ganz fit sind, zeigt auch
eine ganz andere Statistik: die relative Häufigkeit einschlafbedingter
Verkehrsunfälle steigt nicht nur nachts an, „auch am Tage zeigt sich am frühen
Nachmittag ein Maximum in den Unfallzahlen“, so der bekannte Schlafforscher
Prof. Dr. Jürgen Zulley.
„Eine Verringerung der Leistungsfähigkeit, größere Fehlerrate, verstärkte
Müdigkeit sowie eine Absenkung der Körpertemperatur, unabhängig von einer
Mahlzeiteneinnahme weisen darauf hin, dass der Organismus einen ähnlichen
Umstellungsprozess wie in der zweiten Nachthälfte erfährt“, erklärt uns Dr.
Zulley das Phänomen.
Die Siesta-Kultur aus den südlichen Ländern kommt also nicht von ungefähr. Viele
Untersuchungen weisen darauf hin, dass es sich lohnen kann, einen Mittagsschlaf
zu halten. Fachleute empfehlen 20 bis 30 Minuten Kurzschlaf. - Power Napping
heißt das heute.
Power Napping und der Kurzschlaf am Arbeitsplatz
Die Idee des erholsamen Nickerchens zwischendurch ist nicht neu. Viele Japaner
halten einen kurzen Mittagsschlaf im Büro. Auch in den USA und bei uns wird
Power Napping populär. Zu viel Ruhm und Ehre brachte es die Stadtverwaltung des
niedersächsischen Vechta. Dort dürfen die Mitarbeiter bereits seit einigen
Jahren mittags neue Energie tanken. In eigens eingerichteten Räumen steigern die
Mitarbeiter mit Entspannungsübungen ihre Leistungsfähigkeit. „Fast alle nutzen
diese Chance für die Gesundheitsfürsorge und den Erhalt der Leistungsfähigkeit.
Die meisten haben den Eindruck, dass es ihnen gut tut“, sagt Frank Käthler vom
Amt für Wirtschaftsförderung in Vechta.
Wichtig beim gekonnten Schläfchen zwischendurch ist die Dauer. Mehr als eine
halbe Stunde sollten wir nicht schlummern, weil wir sonst in die Tiefschlafphase
rutschen und der Kreislauf zu sehr absinkt. Das würde das Aufwachen unnötig
erschweren und den Erholungseffekt mitunter aufheben.
Power Napping wurde in den vergangenen Jahren zu einer richtigen Bewegung. An
Flugplätzen, Bahnhöfen und zentralen Orten entstehen mehr und mehr Ruheräume und
Dormitorien. Die Akzeptanz ist jedoch sehr unterschiedlich. Vorurteile sind
leider noch stark im Umlauf.
Wer mit dem Gedanken spielt, etwa an seinem Arbeitsplatz einen Ruheraum
einrichten zu wollen, sollte bedenken, dass es mit einem Raum in dem ein paar
Liegen stehen nicht getan ist. Wichtig ist, dass das Projekt – am besten von
einem Außenstehenden – gecoacht wird. Alle Mitarbeiter müssen verstehen wie
Power Napping funktioniert, wie man es macht und was es bringt. Die Regeln für
die Nutzung des Ruheraums müssen klar definiert werden und alle Mitarbeiter
sollten dann dem kurzen Mittagsschlaf positiv gegenüber stehen. Nur in einer
solchen Situation - ohne Neid und dumme Sprüche - kann der so gewonnene
Erholungseffekt konstruktiv wirksam genutzt werden.
Bildnachweise
Bild: Power Napping und der Mittagsschlaf - iStockphoto #000008015531Bild: Schlafender Mann auf Bank - iStockphoto #000157182395
Bild: Schlafender Mann im Büro - iStockphoto #000183252671